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Jazzfonie 2003


Faszinierende Jazzfonie im Haus der Kunst Sondershausen, 2003

"Es swingte im Haus der Kunst in Sondershausen und das Loh-Orchester mittendrin. Zusammen mit der Contemporary Jazz Band präsentierten sie ein einmaliges Erlebnis: eine Jazzfonie, arrangiert und teilweise komponiert von Frieder W. Bergner aus Ottstedt bei Weimar, seit gut 30 Jahren Jazzmusiker. Er verschaffte dem Loh-Orchester einen arbeitsreichen Abend, den es aber unter der Leitung des kräftig mitswingenden Generalmusikdirektors Hiroaki Masuda gekonnt meisterte.

(...) Höhepunkt des Abends war die Hommage a´ Frank Zappa mit der Bergner diesen 'Ausnahmemusiker und visionären Denker' würdigte.

Gewürzt mit teils skurrilen Erzählungen aus der Autobiografie von Zappa, gesprochen von Andreas Schachl und Kompositionen des Amerikaners entstand ein faszinierendes Stück."
[Thüringer Allgemeine v. 5. November 2003]


Minimal Bolero
Spain

Was nicht in der Zeitung stand!
Die Mitwirkenden:
Loh-Orchester Sondershausen mit GMD Hiroaki Masuda (für alle, die es nicht kennen: ein professionelles Sinfonisches Orchester mit gut 400-jähriger Tradition, das mit dem Städtischen Theater Nordhausen in einer GmbH fusioniert ist und dort sowohl Musiktheater als auch regelmäßige Sinfoniekonzerte spielt)
Frieder W. Bergner´s Contemporary Jazzband:
Wolfram Dix - Schlagzeug (Leipzig)
Thomas Stahr - Bassgitarre (Leipzig)
Gert Unger - Gitarre (Bad Lausigk)
Stephan König - Piano (Leipzig)
Silke Gonska - Gesang
G. Bernhard F. Mergner - Trompete u. Flügelhorn (Weimar/Oldenburg)
Andreas Schachl - Sprecher der Zappa-Texte
(Schauspieler am Theater Nordhausen)

Die Arbeit an diesem Projekt, das am 1. und 2. November 2003 im Rahmen des Festivals Thüringer Jazzmeile aufgeführt wurde, begann bereits im Frühjahr 03, als ich mit dem Dramaturg des Orchesters Dr. Seiferling und dem Nordhäuser Jazzklubchef und Kulturinitiator Dieter Gabriel die Stücke für das Konzert aussuchte.

Wir wollten vieles zugleich:
- groovenden, zeitgenössischen Jazz
- Stücke, die populär, aber nicht abgedroschen sind
- eine Band, die 60 „klassische“ MusikerInnen zum grooven bringt
- ein Orchester, das bereit ist, mit der Band zu einem Ensemble zu verschmelzen
- eine Uraufführung, mit der Frank Zappa 10 Jahre nach seinem Tod eine angemessene Würdigung erfährt
- und nicht zuletzt 2 Stunden Musik, an der nicht nur die verschworenen Jazz-Insider Freude haben


Frieder W. Bergner:

"Ich kannte das Loh-Orchester nicht näher, erfuhr aber von dessen Dramaturgen, dass sich die Musiker und der Dirigent wünschten, dass das Orchester „gefordert“ werden sollte. Sie hatten schon verschiedentlich mit Rock- und Jazzbands gearbeitet und seien stets enttäuscht gewesen, weil die jeweiligen Arrangeure das Orchester als Lieferanten von langen Streichernoten und Klangteppichen betrachtet hatten. Das muss natürlich für ein Sinfonieorchester, das von Klassik bis zur Moderne alles spielen kann, langweilig sein. Ausserdem wollte ich dass die Band und das Orchester nicht als zwei unabhängige Klangkörper agieren, sondern sie sollten möglichst homogen und mit allen ihren jeweils eigenen Klangfarben zusammen spielen. Gutes Beispiel für solch eine gelungene Fusion war für mich seit Jahren ein Live-Album des amerikanischen Flügelhornisten Chuck Mangione mit seinem Jazzquartett und dem Seventy-Piece Orchestra aus Los Angeles. Drei Stücke dieser Platte hatte ich deshalb für den Beginn des Konzertes vorgesehen. Schon das erste, 'Children of Sanchez' beginnt mit einem enorm schnellen und verzwickten latin-rockjazzigen Groove, der nur funktioniert, wenn keine zwei Ensemble, sondern eine Band von 60 Musikern spielt. Bei der Contemporary Jazzband hatte ich diesbezüglich gar keine Sorgen, für die hatte ich einige der besten Jazzmusiker Ostdeutschlands engagiert, mit denen ich befreundet bin.

Die Finanzierung des Projektes „zimmerte“ der unermüdliche Dieter Gabriel zusammen mit der Thüringer Jazzmeile. Natürlich war das Geld knapp. Da ich ja den Bandmusikern und Solisten Gagen zusagen musste, die ihrer Qualität angemessen waren, blieben mir letztendlich nur 6 Wochen, die ich für das Orchestrieren und Komponieren der Musik veranschlagen konnte. Dass bedeutete, dass ich vom 1. September bis zum 15. Oktober 7 Tage die Woche ("freie" Tage für Konzerte ausgenommen) Noten schreiben musste.

Die ersten vier Wochen waren für die Orchestration der bereits komponierten Stücke geplant, also 3 Tage pro Arrangement, damit ich für die Komposition der Hommage-Collage a´ Frank Zappa noch 14 Tage hatte. Das war ein Zeitplan, der nur mit intensiver Selbstausbeutung zu schaffen war. Glücklicherweise hatte ich die Textpassagen aus der Zappa-Autobiografie schon vorher ausgewählt und auch die Transkription der ausgiebigen musikalischen Zitate des „Meisters“ hatte ich schon für ein anderes Projekt, das Frank Zappa Memorial Barbecue des Ensemble Creativ schon ein halbes Jahr früher gemacht. Nur so konnte ich am 15. Oktober pünktlich die etwa 5 kg Partituren und Orchesterstimmen an Hiroaki Masuda, den Dirigenten übergeben. Und auch die Band wollte ihre Noten ja zwei Wochen vor Probenbeginn haben.

Herr Masuda, der Generalmusikdirektor, ein temperamentvoller Japaner zerstreute meine ersten Sorgen. Er hatte, wie sich schnell herausstellte, ein grosses Interesse an dem Projekt. Im Idiom des Jazz kannte er sich nicht besonders aus, machte diese Manko aber dadurch wett, dass er sich sehr intensiv und genau die Partituren erarbeitete. Auch während der Proben war er sehr offen für alle meine Wünsche und Empfehlungen und geradezu das Gegenteil eines selbstherrlichen Orchesterregenten, der sich vom Komponisten nichts sagen lassen will!

Ebenso war es von der ersten Probe an eine große Freude, mit dem Orchester zu arbeiten. Offenbar merkten die MusikerInnen gleich von Anfang an, dass ihre Noten „richtig“ waren, d.h., dass es gut klingt, wenn man es nur richtig erarbeitet. Und natürlich sorgte auch die Band für gute Stimmung, sie spielte die kompliziertesten rhythmischen Strukturen der Jazzstücke so klar, dass das Orchester keine Probleme hatte, diesen zu folgen. Ausserdem merkten die "klassischen" MusikerInnen natürlich sofort, dass von diesen "Kollegen Jazzer" einfach jeder ein Meister seines Instrumentes ist.

Irgendwie sind solche großen Projekte immer ein bischen chaotisch, dazu tragen meist alle Beteiligten (ohne es eigentlich zu wollen) bei. Wolfram Dix, der Schlagzeuger hatte in den Probentagen noch ein wichtiges Konzert und einen Studiotermin mit der Sängerin Nina Hagen, beides 500 km entfernt, in Westdeutschland und Bernhard Mergner musste in Hamburg die Landesjugendbigband Niedersachsen dirigieren, so dass für beide zwischen den Proben in Sondershausen und ihren Konzerten andernorts nur Zeit für die Autofahrten und sehr wenig Schlaf blieb. Aber wenn geprobt wurde, waren sie pünktlich und völlig konzentriert und kein Anzeichen von Müdigkeit oder Überforderung.

Natürlich sind auch 3 Proben (1 nur mit Orchester und 2 mit Band und Solisten) eigentlich zu wenig. Für das Orchester war jeder Takt des zweistündigen Programms völlig neu und jedes Stück voller stilistischer, rhythmischer und organisatorischer Besonderheiten, die ihnen in ihrer beruflichen Praxis sonst nie begegnen.

Alle "Klassiker" (einschließlich des Dirigenten) lernten quasi im Schnellkurs, wie man sich innerhalb groovender Rhythmen vom Motor "drums & bass" bewegen lässt, oder wie innerhalb eines fixierten Arrangements „offene“ Parts für instrumentale Improvisationen geschaffen werden, die dann wieder nahtlos in die ausnotierten Teile übergehen müssen.

Auch den Schauspieler Andreas Schachl kannte ich vorher nicht. Auch er steckte eigentlich in den Endproben zur Titelrolle des Stückes "Amphitrion". Als ich aber kurz vor Beginn unserer Proben hörte, dass er sich extra Frank- Zappa- Videos besorgt hatte, um sich auch auf seine Rolle in der Hommage vorzubereiten, war ich guter Dinge und wusste, dass er die Sache ernsthaft und professionell angeht. Dass er dann die Texte mit einer solchen Vitalität und Expressivität sprach, und damit dem Stück nochmal einen ganz speziellen „Kick“ gab, hatte ich aber nicht zu hoffen gewagt.

Überhaupt glaube ich, die ganze Angelegenheit hätte niemals so erfolgreich werden können, wenn es nicht allen Beteiligten einen Riesenspaß gemacht hätte.

Es hätte ja auch ganz anders laufen können, denn vom knappen Finanzbudget bis zu den wenigen Proben waren genug Faktoren vorhanden, die uns allen die Arbeit erschwerten. Aber die Stimmung war von Anfang an so gut, dass auch über Fehler und Patzer (ohne die es ja nie abgeht) mitunter hart gestritten werden konnte, ohne dass die Arbeitsatmosphäre davon gestört war. Alle wussten, dass für langwierige Theaterkräche, Beleidigtsein und Versöhnungsarien einfach nicht genug Zeit war.

Als ich dann endlich zum Schluss der Premiere hinter der Bühne der ersten Zugabe von Band und Orchester lauschte und begriff, dass es tatsächlich eine fast 70 - köpfige Rockn´ Rollband war, die da den alten Chuck Berry - Klassiker Roll Over Beethoven auf das Publikum herunter toben liess, wusste ich, dass die Geschichte ein Happy End hat.

Eigentlich müsste man jetzt damit auf Tournee gehen..."

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